HTV-Camp 2011 (Standard Workshops)


Die folgenden Fotos wurden mit einer digitalen Spiegelreflexkamera (Canon EOS 40D) aufgenommen.

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Michael Barr

Michael Barr, der bereits zum dritten Mal beim HTV-Camp als Referent dabei war (und dafür sogar extra seinen Urlaub verlegt hat), hatte in seinen beiden Lectures zwei völlig unterschiedliche Themen mitgebracht. So befasste er sich am Freitag mit dem Thema Floorcraft, das er wie folgt definierte:
„Floorcraft is the ability to move my lady around the dancefloor without hitting others while looking as elegant as possible.” So demonstrierte er zusammen mit Natascha Karabey ein paar Ausweichfiguren und gab dazu die entscheidenden Hinweise, wie diese zu führen sind. Im Wesentlichen nutzte er zum Umlenken in eine andere Richtung ein früheres Heben (Hover) oder schnelles Senken (zum Abchecken) oder alternativ einen geänderten Drehumfang. Als Ziel dieser Ausweichaktionen wurde definiert, sich so lange wie möglich gut auf dem Parkett präsentieren zu können.

Die Lecture am Samstag nutzte Michael Barr dazu, ein wenig Tanzsportgeschichte zu vermitteln, indem er verschiedene Ideen erklärte, die er in seiner aktiven Zeit von seinen Trainern und Mitstreitern bekommen hatte (nicht wenige davon waren an der ursprünglichen Entwicklung einzelner Turniertänze beteiligt).
So lernte er von Brenda Winslade und ihrer Trainerin Phylis Haylor, dass die Füße nicht unbedingt in dieselbe Richtung des Körpers zeigen müssen, aber stets die Richtung der Bewegung vorgeben. Ohne dies ist es nicht möglich durch den ganzen Fuß zu „rollen“.
Etwa 25 Jahre später sah er, wie John Delroy den Rumba Grundrhythmus in halbe Taktschläge aufbrach und transferierte diese Idee ins Standardtanzen – insbesondere in den Slowfox. Diese Vorstellung erleichtert es, einen Slow-Schritt nicht auf Taktschlag eins oder zwei zu machen, sondern während der Taktschläge eins und zwei durch den Fuß zu rollen.
Aber auch im Gespräch mit Mitstreitern aus seiner Zeit gewann er neue Erkenntnisse. So bekam er durch Faye Hurley eine klarere Vorstellung von der Tanzhaltung. In geschlossener Position bildet die rechte Front beider Partner ein gemeinsames Zentrum, das lediglich bei Promenaden- oder Gegenpromenaden-Position verändert wird (wobei sich hier nur die Seite eines Partners von rechts nach links – aber nie nach hinten! – ändert).
Eine Vorstellung der Standbeinarbeit erhielt er damals von Major Eric Hancox, der definierte, dass das Gewicht erst dann auf das Schreitbein übertragen wird, wenn dieses die endgültige Position erreicht hat. Um das Körpergewicht bei der Übertragung zentriert zu halten hilft die Vorstellung, in jeder Hand einen schweren Koffer zu tragen.
Ein wichtiger Tipp, um mit minimalem Aufwand maximale Geschwindigkeit zu erzielen, ist die indirekte Benutzung größerer Muskelgruppen. So lässt sich beispielsweise ein Tango Link sehr viel dynamischer tanzen, wenn die Aktion nicht aus den Armen, sondern aus dem Rumpf erzeugt wird.
Zum Abschluss gab Michael Barr noch eine Erfahrung zum Besten, die viele Tänzer, die auch Golf spielen, schon selbst schmerzhaft machen mussten: „Golf is more difficult than dancing, because you have no partner to blame!”

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Anne Laxholm

Anne Laxholm befasste sich in ihrer Lecture am Freitag mit dem Thema Schwung, oder wie Sie in deutsch-englischer Mixtur und Anlehnung an Hamlet sagte: "To schwingen or not to schwingen!"
Dabei wurde anhand einer einfachen Übung gezeigt, wie man mit Hilfe von Kraft und Gegenkraft ein Gefühl für den Unterschied zwischen Standbein- und Schwungbeinaktion entwickeln kann: Während der Partner nach vorne lief, bekam er von seiner Partnerin einen leichten Zug am Gürtel nach hinten. Dasselbe wurde dann noch in entgegengesetzter Richtung und mit vertauschten Rollen ausgiebig geübt.
Um die Idee des Schwingens selbst zu vermitteln, wurde die Vorstellung verwendet, das eigene Körpergewicht am Partner vorbei zu werfen.

An ihrem zweiten Workshop ging es um den am meisten im Training vernachlässigten Standardtanz - den Wiener Walzer. Auch hier wurde demonstriert, wie sich ausgewogene Gegenkräfte beim Entwickeln des richtigen Schwungs unterstützen. So bewegt sich beispielsweise bei der Rechtsdrehung der Körper unterhalb der Taille nach rechts, aber oberhalb der Taille nach links.
Wichtig ist dabei auch, den Schwung früh genug zu starten. So sollte dies nicht - wie die Musik irrtümlicherweise vermuten lassen könnte - bei Taktschlag 1 und 4 geschehen, sondern bereits bei Taktschlag 6 und 3 vorbereitet werden.
Um den so entwickelten Schwung dann in die Weite statt in die Höhe zu lenken, kann es hilfreich sein, sich eine niedrige Saaldecke vorzustellen. Zusammen mit Sascha Karabey demonstrierte sie dann noch eindrucksvoll, wie sich der Schwung durch geschickten Einsatz von Kopf/Hals-Gewicht noch verstärken lässt. Allerdings ist die abgewandelte Übungshaltung mit der rechten Hand im Nacken des Partners sicher nur für fortgeschrittene Tänzer zu empfehlen.
Auch Anne Laxholm hatte einen Abschluss-Appell parat, indem sie die Paare darauf hinwies, dass Programme zweitrangig sind, da nicht das „was“, sondern das „wie“ gutes Tanzen ausmacht.

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Martina Wessel-Therhorn

Die neue Bundestrainerin Martina Wessel-Therhorn hatte für ihre beiden Workshops am Samstag und Sonntag ein Grundthema, das sie in zwei verschiedenen Tänzen verfolgte. Dabei ging es um die Wichtigkeit von Slow-Schritten, ohne die Quicks recht schnell langweilig wirken.
Am Samstag wurde dies an der grundlegendsten aller Basic-Kombinationen im Tango (2 Gehschritte, Link, geschlossene Promenade) verdeutlicht.
Eine gängige Variante für einen Tango Slow-Schritt liegt darin, den ersten Taktschlag zu nutzen, um den Schritt vorzubereiten und den Körper in Bewegung zu bringen, während der eigentliche Schritt erst auf Taktschlag zwei erfolgt. Dabei betonte sie, dass dies nur eine von mehreren Möglichkeiten sei, es aber wichtig ist, dass man sich klar zu einer Variante entschließt und diese auch konsequent verfolgt.
Durch die richtige Akzentuierung ist es – insbesondere im Tango – nicht zwingend erforderlich, sich räumlich viel zu bewegen, um Dynamik zu zeigen.
Sowohl für die anwesenden aktiven Turnierpaare als auch für die Wertungsrichter galt der Appell: „Habt den Mut, anders zu sein. (bzw. anders zu werten), denn wenn wir alle schnell tanzen, gewinnt der schnellste.“


Am Sonntag ging es dann um Slows im Quickstep. Martina Wessel-Therhorn demonstrierte hier, wie sich selbst mit einfachen Figurenkombinationen durch geschicktes Be- und Entschleunigen eine hohe Dynamik erreichen lässt. Dabei wurde das Beschleunigen durch ein verzögertes kontrolliertes Fallen erreicht, während zur Entschleunigung Heben und Neigung genutzt wurde, um den Schwung kontrolliert zu bremsen. Die daraus resultierende Kombination aus hoher Körpergeschwindigkeit bei vergleichsweise langsamen Schritten unterstützt durch eine klare Bewegungsrichtung wurde dabei von den Teilnehmern als „angenehm schnell“ empfunden.
Anschließend sollten die Teilnehmer dies auch selbst ausprobieren. Zuerst mit einer sehr einfachen Schrittkombination (Rechtskreisel, Chassé nach links, gelaufene Linksdrehung) und später mit einer etwas fortgeschritteneren Basic-Variation: offene Rechtsdrehung, Endlauf, Linksflechte, außenseitlicher Wechsel in Promenaden-Position, rückwärtiger Hover, Endlauf, gekurvter Federschritt.
Zum Abschluss wurde noch einmal darauf hingewiesen, dass Basic-Figuren sowohl für den Tänzer selbst als auch für Zuschauer und Wertungsrichter gut sind.

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Fotografiert von Robert Panther